4. Reinigungsstufe

Abwasserreinigung & Mikroschadstoffe

Wir wollen den Eintrag von Mikroschadstoffen und Phosphor in unsere Gewässer reduzieren.

4. Reinigungsstufe einführen

Baden-Württemberg ist das Bundesland mit den meisten Kläranlagen, die die 4. Reinigungsstufe besitzen, und das Bundesland mit den meisten an die neue Technologie angeschlossenen Einwohnerwerten.

Spurenstoffstrategie Baden-Württemberg

Wir sind Teil des Ausbaus von Kläranlagen in Baden-Württemberg für den Schutz empfindlicher Gewässer vor Spurenstoffeinträgen.

Aktueller Stand

Im Klärwerk des Abwasserverbands Bergstraße (AVB) in Weinheim werden die Abwässer der Verbandsmitglieder Weinheim, Viernheim, Hemsbach, Laudenbach, Hirschberg, Birkenau und des Abwasserverbands Grundelbachtal gereinigt.

Auch in dem überwiegend häuslich geprägten Abwasser aus dem Einzugsgebiet des Klärwerks sind sogenannte Mikroschadstoffe bzw. Spurenstoffe, wie Rückstände von Röntgenkontrastmitteln, hormonähnlich wirkende Chemikalien, Industriechemikalien, etc. enthalten. Diese können mit den vorhandenen mechanisch/biologisch wirkenden Reinigungstechniken unseres Klärwerks nur unzureichend eliminiert werden.

Um eine Verbesserung der Situation, insbesondere in „schwachen“ Gewässern wie z. B. der Weschnitz, herbeizuführen, möchte das Land Baden-Württemberg alle Großeinleiter, d.h. Kläranlagen der Größenklasse 5 dazu bewegen, eine weitergehende Elimination der Mikroschadstoffe durch Integration einer 4. Reinigungsstufe in den Klärprozess zu erreichen.

Wer hat bereits die 4. Reinigungsstufe?

Diese Städte haben bereits eine 4. Reinigungsstufe errichtet bzw. befinden sich in der Planung.

Phosphorhaltige Substanzen als Belastung

Neben den Spurenstoffen stellt aber auch der Eintrag von phosphorhaltigen Substanzen eine Belastung für die Gewässer dar. Um den nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) anzustrebenden „guten chemischen und biologischen Zustand“ der Gewässer zu erreichen, sieht der 2. Bewirtschaftungsplan zur Umsetzung der EU-WRRL vor, dass Kläranlagen der Größenklassen 3, 4 und 5 zukünftig im Jahresmittel eine Pges-Konzentration von 0,2 mg/l an der Einleitstelle einhalten müssen.

Die Machbarkeitsstudie

Auch wir, der Abwasserverband Bergstraße, wollten aufgrund der vorgefundenen Situation in der Weschnitz, den Einsatz einer 4. Reinigungsstufe sowie eine Verbesserung bzw. Stabilisierung der bereits guten Phosphorelimination durch Integration einer Flockungsfiltration in den Reinigungsprozess der Verbandskläranlage prüfen und haben als ersten Schritt zur Vorbereitung der Integration sowohl einer 4. Reinigungsstufe als auch Flockungsfiltration in den Klärprozess, eine Machbarkeitsstudie beauftragt.

Die Machbarkeitsstudie identifizierte das Ulmer Verfahren im Teilstrom mit einer anschließenden, als Tuchfilter ausgebildeten, Flockungsfiltration im Hauptstrom, schematisch dargestellt in der Abbildung unter der Berücksichtigung wirtschaftlicher und ökologischer Kriterien als Vorzugsvariante.

Organische Spurenstoffe

Der Begriff organische Spurenstoffe wurde in die wissenschaftliche Diskussion vor dem Hintergrund der verbesserten analytischen Nachweisverfahren und dem damit einhergehenden verstärkten Nachweis von organischen Chemikalien in Konzentrationen von kleiner eins in eine Million (μg/L, ppm) in der aquatischen Umwelt eingeführt. Damit soll eine Abgrenzung zu den Makroschadstoffen vorgenommen werden, die räumlich oder zeitlich in ungewöhnlich hohen Konzentrationen vorkommen und dadurch akuten Schaden verursachen. Heute werden Substanzen als Spurenstoffe bezeichnet, die bereits in sehr niedrigen Konzentrationen – von wenigen ng/L bis einigen μg/L – in den Gewässern vorkommen.

Das Land Baden-Württemberg hat im Jahr 2012 einen Spurenstoffbericht veröffentlicht. Als wichtige Bausteine der Spurenstoffstrategie sind folgende Aspekte zu nennen: Förderung des Ausbaus von Kläranlagen auf freiwilliger Basis: Kläranlagen, welche große Frachten an Spurenstoffen in die Gewässer eintragen und/oder in empfindliche Gewässer einleiten. Hierzu gehören Gewässer, die für die Trinkwassergewinnung genutzt werden, sowie kleine Gewässer mit einem hohen Abwasseranteil.